Tag 9 – 15.11.15

Wir stehen ausnahmsweise früh auf und fahren gegen 8:00 Uhr auf dem CP Obeliska ein. Heute hat uns das schlechte Wetter eingeholt. Die tolle Aussicht von gestern auf die Stadt ist weg – alles liegt im Dunst/Nebel. Na toll, das geht ja gut los.

_DSC8191
Nach einer heißen Dusche, die die Lebensgeister wieder vollends zurückkehren lässt und die Strapazen der verangegangenen Tage (fast) vergessen lässt, bereiten wir uns auf unseren Stadtbummel vor. Sonntag vormittag haben viele Läden in Italien offen, sodass wir nur ein kleines Frühstück einnehmen.

In die Stadt selbst fährt eine uralte Tram, als wir beim Einsteigen nach Ticket´s fragen, erhalten wir eine vage Antwort „in die Richtung da“. Also geht es 500m die Schienen einen sehr schmalen Gehweg entlang, bis ein abgeranzter Fahrkartenautomat mitten im Nirgendwo steht. Der sieht aus als hätte hier schon ewig keiner mehr eine Fahrkarte gelöst. Er spuckt aber, nachdem wir ihn mit Euros gefüttert haben, brav zwei Tagestickets aus. Wir warten 15 min auf die nächste Tram und ergattern einen Fensterplatz! Leider ist die Sicht noch nicht besser geworden, es ist diesig und neblig.

In der Stadt angekommen, machen wir uns erstmal ortskundig und schlendern bis zum Hafen.
_DSC8192 _DSC8195 _DSC8197
Hier finden wir einen kleinen Spar, wo wir uns Proviant besorgen. Wir spazieren durch die Fußgängerzone, hier ist mittags aber absolut nix los, und im Winter gleich dreimal nicht. Viele Läden haben zu, einige Handwerker arbeiten und vereinzelt sieht und hört man ein paar Touristen.
_DSC8207 _DSC8198 _DSC8213 _DSC8212
Wir lassen uns durch die Gassen treiben, bis uns gegen 2 der Magen in den Kniekehlen hängt. Da wir Italien bald verlassen werden, und vorher unbedingt noch eine italienische Pizza essen wollen, machen wir uns auf die Suche nach einem geeignetem Lokal. Die ausgehängten Speisekarten stimmen uns bald missmutig, alles trotz Nebensaison und wenig Kundschaft sehr teuer!

Etwas abseits des Zentrums, an der Hafenpromenade liegt eine Pizzeria, die gut besucht ist und nicht zu teuer aussieht. Sie heißt Rossopomodoro. Innen herrscht ein herrliches Ambiente und man kann dem Pizzabäcker, der im Holzofen bäckt beim Pizzabacken zusehen. Wir ergattern einen Tisch in der Nähe.
Das Rossopomodoro wechselt 4x jährlich, passend zu den Jahreszeiten seine Karte, ist Slowfood zertifiziert und verwendet nur bzw. überwiegend Produkte aus der Region. Von der Pizza nur ein schnelles Foto vom Handy, die war zu gut und schnell weg! Jenny hat sogar eine Vollkornpizza bekommen. Beide waren wir danach pappsatt!

Mit vollem Bauch wollen wir nicht mehr laufen, sodass wir uns entschließen, mit einem Bus durch die Stadt zu fahren und unser Tagesticket auszunutzen.
_DSC8206  _DSC8217 _DSC8218 _DSC8215
Mit einer Linie fahren wir bis zum Endhaltepunkt und wieder zurück, und sehen dabei, dass mit der Dämmerung mehr Leben in die Stadt kommt. Besonders auf den „Piazza Liberta d´Italia“ strömen mehr und mehr Leute, Künstler treten auf und der Platz wird immer mehr erleuchtet.

_DSC8200 _DSC8205 _DSC8222 _DSC8226

Ein professionelles Team baut 2 große Lautsprecher auf, wenig später spielt jemand Geige. Nach 2 oder 3 Stücken ist der riesige Platz gefüllt mit Leuten, leider erkennen wir nicht, wer da spielt. Die klassischen Stücke sind auch eher weniger nach unserem Geschmack. Anschließend folgen Redebeiträge auf Italienisch, dazwischen Stille und Applaus. Im nachhinein sind wir uns sicher, dass dies eine Reaktion auf die Geschehnisse in Frankreich gewesen sein muss.

_DSC8236

Nachdem sich der Trubel auflöst und die Menschen auseinanderströmen, genehmigen wir uns noch einen Cappucchino in einem netten kleinen Café und machen uns anschließen auf den Heimweg.
Bei der nächtlichen Auffahrt zum CP mit der Bahn ist es beeindruckend, mit welch alter Technik diese Steigung überwunden wird und wielange dies schon so praktiziert wird! Da das Licht für ein Foto zu schlecht ist, drehe ich ein kleines Video, welches dies verdeutlichen soll. Ich werde es hier mal bei Gelegenheit einstellen.

Ansonsten verbringen wir den Abend auf dem CP im Bus, nutzen das WLAN, um den Blog auf Vordermann zu bringen (wir merken, dass wir ganz schön hinterherhinken.. das muss sich ändern!).
Schlafen gehen wir ausnahmsweise relativ spät!

Tag 8 – 14.11.15

In der Früh erreicht uns durch Jenny´s Papa die Nachricht der Terroranschläge in Frankreich.
Wir entschließen uns, einen MC-Donalds auzusuchen, um mit WLAN die Geschehnisse besser nachvollziehen zu können, Nachrichten zu lesen, mit unseren Familien zu komunizieren und unsere weitere Route zu planen.
Wir wollen über Triest und durch Slowenien nach Kroatien. Uns bangt aber schon ob der hohen Strafen für Wildcampen nach Gesprächen mit meinem Vater.

Aus zwei Gründen beschließen wir, die Landschaften in Slowenien mit seinen Nationalparks und das kroatische Landesinnere vorerst sausen zu lassen und dafür an der Küste entlang zu fahren:

  1. weil das Wetter immer besser wird, je näher wir der Küste kommen und Vincent Meer will!
  2. weil wir durch die gesetzliche Regelung in beiden Ländern dazu gezwungen werden, auf Campingplätzen zu nächtigen. In beiden Ländern zahlt man bei Verstößen horrende Strafen. Und was man so hört und liest, sind die mit dem Durchsetzen auch nicht zimperlich. Unsere Reisekasse gibt leider weder hohe Strafen, noch jeden Tag 20€ für den CP her. Wir versuchen im Moment mit 30€ am Tag hinzukommen. Da wir i. A. so getrieben sind und immer weiter ziehen, wird das vorerst wohl nix!

Wir fahren noch in der Dämmerung nach Triest, die wunderschöne Straße an der Küste entlang.

Triest gefällt uns auf Anhieb! Die vielen Leute auf der Straße, der Geruch nach Meer und der eindrucksvolle Hafen. Wir googeln nach Stellplätzen und Parkplätzen. Beides gestaltet sich schwierig, oft darf man nur zu bestimmten Uhrzeiten stehen oder aber die Parkplätze sind mit drehbarem Einfahrschutz geschützt, sodass nur Fahrzeuge unter 2,1 m durchfahren können. Die sind am Abend zwar offen, aber wer weiß wie lange?

Wir finden schließlich versteckt in den Beiträgen eines Internetforums eine Adresse, mit einem Wohnmobilstellplatz mit allem drum und dran ziemlich in Stadtnähe. Durch schmalste Sträßchen lotst uns unser Navi, weshalb Jenny kurz vor einer Herzattacke steht. Am Ende stehen wir vor einer Schranke eines Privatparkplatzes, ein Zugangscode, den wir nicht haben, gibt die Schranke frei.
Auf der Schranke selbst steht eine Telefonnummer, die man wählen soll, damit man den Code erhält. Nach 10-maligem vergebenem Anrufen nutzen wir die Chance, als ein Auto bei der Schranke 50m abwärts herausfährt  (Es öffnen sich dabei alle Schranken und geben die Zufahrt frei) und brausen schnell auf den Parkplatz.
Hier finden wir dann auch einen Infozettel, dass das Übernachten hier 18€ (!!) auf dem menschenleeren Platz kosten würde, inkl. Ver- und Entsorgung. Das ist uns zu teuer, soviel kostet nichtmal der Campingplatz (CP) 7 km entfernt, und da ist dann Dusche und WLAN dabei!

Also beschließen wir gegen 17.30 Uhr zum CP zu fahren und dort zu nächtigen. 15€ die Nacht, ok, denken wir uns, da können wir dann heute Abend und morgen ganz gemütlich tagsüber in die Stadt gehen und fahren dann morgen gegen 18.00 weiter. Aber Pfiffkas! Auschecken ist immer bis 12.00 Uhr, wir würden also für 18 Stunden zahlen und müssten somit eigentlich für zwei Nächte bezahlen, um den Aufenthalt zu genießen.. Puh, 30€?
Ne, danke! Wir nächtigen daraufhin auf einem Parkplatz, auf welchem viele italienische Wohnmobile zum Überwintern stehen, da fallen wir nicht auf!

_DSC8189 _DSC8188

Beim Einparken übersehe ich einen Ast, unser Dachgepäckträger kriegt seine erste Beule ab, was mich sehr ärgert!
Sonst ist die Nacht ruhig, wir schlafen wie immer lang und fest!

 

Tag 7 – 13.11.15

Wir stehen gegen 9 auf, frühstücken schnell und kurz. Jenny geht anschließend ins Gym, während ich auf dem Parkplatz den Bus abstellsicher umbaue.

Dies beschäftigt mich fast 2 Stunden.

Daraufhin wird der Bus versperrt, und wir sehen uns Mantova an. Das Wetter ist heute ziemlich schlecht geworden, trüb und neblig, so wie bei uns zu Hause in Rennertshofen. Und ziemlich kalt noch dazu!
Mantova selbst hat für uns nicht viel zu bieten. Die Stadt selbst ist ganz nett, jedoch auch im Winter sehr touristisch. Alles ist sehr teuer. Viele italienische Schulklassen machen anscheinend Ausflüge hierher. Da uns von den Museen ebenfalls keines sonderlich anzieht, belassen wir es bei einem ausgedehntem Stadtbummel und kehren zurück zum Bus.
Da das Wetter keinerlei Aussicht auf Besserung zeigt, wollen wir nun an die Küste. Wir entscheiden uns schnell, Italien nun den Rücken zu kehren und über die Balkanstaaten, möglichst an der Küste entlang, eher schnell weiter in den Süden zu fahren.
Bevor wir allerdings Richtung Triest aufbrechen, fahren wir noch im Mantova Outlet Village vorbei, wo Jenny bei „Freddy“, einem Bekleidungsladen für Sportsachen eine besondere Hose zu einem Outletpreis kriegt.
Das ganze sieht in etwa so aus wie das Ingolstadt Village, nur zu der Zeit absolut verlassen und wenig besucht.

Wir fahren in den Abend hinein bis Treviso und nächtigen auf einem LKW/Firmenparkplatz nahe der Straße.

Tag 6 – 12.11.2015

Wir stehen früh auf und fahren Richtung Brescia. Wir wollen Sonne satt und nicht bis Mittag warten, bis sie sich mal bequemt, hinter den Bergen hervorzuschauen. Direkt am Südausläufer des See´s machen wir Rast an einem Platz, den ich von Motorradtouren schon kenne und frühstücken.
Danach geht es gemütlich weiter auf den Staatsstaßen Italiens, raus aus den Bergen.
Sobald wir die Berge hinter uns lassen, wird die Landschaft in unseren Augen häßlicher. Jeder Fleck ist landwirtschaftlich genutzt, wir sehen viele Hallen mit Kühen und Schweinen, die unter oft fragwürdigen Lebensbedingungen dort zu italienischer Salami heranwachsen.

In Brescia suchen wir einen Parkplatz sowie einen Supermarkt. Wir wollen einkaufen und etwas von der Stadt sehen. Leider hat aber jeder Parkplatz eine Durchfahrtshöhenbeschränkung von 2 Metern, sodass nur PKW´s einfahren können! Nach einer Stunde Suchen geben wir auf und fahren aus der Stadt heraus, mit neuem Ziel: Mantova. Hier will Jenny in ein Outlet, in dem es so besondere Hosen ziemlich günstig gibt.

Ca. 2 km vom Zentrum entfernt entdecken wir einen „Simpli-Market“, ein Kaufhaus mit Supermarkt im Erdgeschoss, das wohl schon bessere Tage erlebt hat und etwas heruntergekommen aussieht. Direkt dahinter Wohnblocks und Hochhäuser, die den selben Eindruck erwecken.
Den Bus stellen wir nahe des Eingangs ab, versperren alle Türen und sind für ca. 45 Minuten weg.

Als wir zum Auto zurückkehren, ist die Schiebetür offen!

Wir sind total entsetzt, in Panik ob unserer Wertsachen und meiner Kameraausrüstung sowie Laptop etc. aber – alles ist noch da!
10 Minuten lang kontrollieren wir genau, ob wirklich nichts fehlt. Direkt neben uns stehen zwei Arbeiter mit ihrem Auto, die gerade Mittag machen. Auf Nachfragen lässt sich mit etwas Englisch herausfinden, dass die Türe bereits aufstand, als sie neben uns parkten. Dies wäre 20 Minuten her gewesen.

Fassungslos, erschöpft und traurig, so schnell schon Opfer eines Einbruchs geworden zu sein und gleichzeitig glücklich und unendlich froh, dass nichts abhandengekommen ist, machen wir uns auf den Weg nach Mantova.

Auf dem Weg entschädigt der spektakuläre Sonnenuntergang etwas für die vorangegangenen Erlebnisse:

_DSC8182 _DSC8179

In Mantova kommen wir im Dunkeln an, merken, dass uns die Stadt gefällt und wir gerne mehr sehen möchten. Wir beraten ob der Lage mit unserem Bus, wie wir das am besten anstellen, um ohne Angst über einen erneuten Einbruch in Ruhe die Stadt besichtigen zu können.
Im Baumarkt werden für 45€ Schlösser, Ketten und Spanngurte gekauft, und der Bus so gut es geht gesichert.

In Mantova selbst finden wir dann am alten Hafen einen Parkplatz für Lau, der sogar noch mit Videokameras überwacht ist. Was sonst ein Graus und Eingriff in die Freiheitsrechte eines jeden einzelnen ist, gibt einem hier plötzlich ein willkommenes Sicherheitsgefühl. Dies weckt zwiespältige Emotionen in mir…

Als Jenny noch ein Gym direkt gegenüber des Parkplatzes entdeckt und dort morgen umsonst trainieren darf ist klar, hier verbringen wir die Nacht.

Tag 5 – 11.11.2015

Wir schlafen 10 Stunden!! Im Winter werden wir wohl zu Siebenschläfern 😉
Aus dem Bus trauen wir uns trotzdem erst so ab halb 12 raus. Bis zu dieser Uhrzeit versteckt sich die Sonne hinter den Bergen östlich von uns. Wenn sie einmal da ist, dann aber gleich mit so einer Wucht, dass es gefühlte 30 Grad hat! Leider bleibt sie dann auch nur bis 4, bis sie hinter den Bergen im Westen verschwindet.. Aber dann ist es trotzdem noch ca 1 Stunde hell.
Jenny kriegt ihre erste Krise und Winterdepressionen!

Um 14.00 Uhr machen wir eine Radeltour nach Ponte Cafarro. Hier sonnen wir uns auf einer Bank am See, der märchenhaft vom Nebel umwabert wird (Ich Dussel hab die Kamera mitgeschleppt und den Akku im Bus im Ladegerät vergessen :/ somit davon leider keine Fotos!)
Als die „Siesta“ um ist, fahren wir noch in einen kleinen Obst- und Gemüseladen und kaufen ein.
Dann radeln wir über einen kleinen Naturlehrpfad wieder „heim“.
Um sechs Uhr (!) sind wir im Bett!

Hier noch ein Bild von unserm schönen Platz:
_DSC8139-Pano_stitch-2

Tag 4 – 10.11.15

Atemberaubender Sonnenaufgang über dem Gardasee!

_DSC8053

Wir brechen wieder früh auf, um weiter an der Westseite des See´s Richtung Süden zu fahren. Wir wollen einen Platz zum Ausruhen finden, wo wir mal einen Tag nur stehen, etwas im Bus herumräumen und neu sortieren können. Aber das gestaltet sich schwieriger als erwartet..
So fahren wir nach längerem Suchen zum Lago d´Idro, wo wir erstmal Mittag machen und ein ausgedehntes, spätes Frühstück in der Sonne genießen!

_DSC8058

Hier tümmeln sich auf der Betonmauer des Zuflusses viele viele Eidechsen!

_DSC8093

Nachdem wir uns aufgerafft haben weiterzufahren, gelingt es uns tatsächlich, einen Platz an einem kleinen Zufluss zum See finden, wo wir ungestört campieren können.
Jenny hat Zeit für ein längeres Workout, wir kochen ganz gemütlich und genießen die Sonne…
bis diese um 16:00 Uhr hinter einem Berg verschwindet.

Bei Kerzenschein genießen wir unser Abendessen und spielen anschließend eine längere Runde Monopoly.